Puurehuusgruppe Info-Bulletin 38

Liebe Kollegen,

Auch im neuen Jahr geht die "Kostenneutralität" weiter und gelangt in die entscheidende Schlussphase. Es ist unerlässlich die Newsletter der AGZ genau zustudieren. Vergessen Sie nicht: Es geht um die Wurst!

Im Anhang finden Sie auch einen Aufsatz über die Kosten der Kostenneutralität, der Ende 2004 im "Primary Care" erschienen ist. Hier seien nur die Schlussempfehlungen ausdrücklich erwähnt:

Die Zeit, die für die Kostenneutralitätsphase gilt dauert noch bis Ende April 2005 (Messphase) bzw. Ende Juni 2005 (Steuerungsphase). Falls Sie es noch nicht getan haben, so passen Sie Ihr Abrechnungsverhalten nun sofort an die Empfehlungen an!

Für mich bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Jeder musste ca 20'000.- in Hardware und Software investieren. Nicht zu rechnen sind die Stunden für die Installation und Schulung. Und was haben wir erreicht? Wir sind "steuerbar" geworden. Und was ist mit den Spitälern, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben und keine Zahlen liefern können?

Wir haben es in den Medien gehört: Santésuisse und H+ haben den Tarmed-Vertrag gekündigt und damit bleibt für die Spitäler vorerst alles beim alten. Es ist absehbar, dass im Sinne eines gutschweizerischen Kompromisses die Politiker in Monaten bis Jahren einen Kompromiss finden werden, der die Spitäler gegenüber den Freipraktizierenden im ambulanten Bereich besser stellt und sicher auch eine gute Begründung dafür finden.

Im KN-Newsletter 9 der AGZ lesen wir: "Für die Sitzung vom 20.1. hatte die FMH im Sinne eines Ultimatums gefordert, dass Santésuisse und H+ eine Lösung für die vorliegenden Probleme aushandeln". Wenn die FMH ein Ultimatum gestellt hat, dann kann es doch wohl jetzt nur eine Reaktion auf diesen Eklat geben: Die sofortige Kündigung des Vertrages nämlich. Ich bin gespannt ob sich die FMH dazu durchringen kann, oder einen weiteren Gesichtsverlust bei den Mitgliedern in Kauf nimmt.

ROKO – die Zeit drängt!

Es gibt Lustvolleres als das Ausfüllen der Roko-Formulare. Der Tip von Jürg Pellaton, sich ein für alle Mal bei einem Prototyp die entsprechenden Buchhaltungskonten und die Berechnungsformel aufzuschreiben (die Formulare sind jedes Jahr absolut identisch!), reduziert den Zeitaufwand in den Folgejahren auf rund eine Stunde. Unser Kanton befindet sich knapp über der Signifikanz-Schwelle (nämlich bei 10% Rücklauf!!!). Wenn noch weniger Roko-Daten zurückfliessen, sind diese gegenüber der Krankenkasse nicht mehr aussagekräftig! Achtung: Die Trustcenter können die Roko-Statistik nicht ersetzen, da sie ja nur die Rechnungen, nicht aber unseren Aufwand erfassen. Im Tarmed können die TL (technischen Leistungen) grundsätzlich der Teuerung angepasst werden, aber nur, wenn wir dies Hieb- und Stichfest belegen können. Also, auf in den Kampf, die Einsendefrist ist bekanntlich der 31. Januar. Aber sicher gilt: Lieber ein paar Tage zu spät als gar nicht!

Die Medikamentenkosten aus unserer Sicht

Auf der Hompage der SantéSuisse haben wir folgende Grafik gefunden. Sie sagt ja eigentlich alles. Nur gibt es da einen Berufsstand, der auf diesem Auge blind sein muss, um überhaupt überleben zu können. Aber es gibt auch Eisenbahnen wo aus gewerkschaftlichen Gründen die Heizer der Dampflokomotiven auch auf den Diesellokomotiven mitfahren...

Bedenklich allerdings erscheint mir, dass die Politiker sich von einseitig Blinden einlullen lassen und die Krankenkassen als Apothekenbesitzer einen Maulkorb tragen...

Die Aerzte sind nicht das Hardturmstadium...

Erinnern Sie sich an den Aufschrei der Presse und der Bevölkerung? Der Neubau des Hardturmstadiums war wegen den Einsprachen des VCS und der Anwohner blockiert. Die letzte Entscheidung lag beim Bundesgericht und die Zeit drängte. Da konnten sich die Bundesrichter so richtig in Szene setzten und mit einem Blitzentscheid glänzen.

Unser Anliegen wartet seit mehr als einem halben Jahr auf einen Entscheid. Nachdem uns vor mehr als einem Jahr das Volk zum zweiten Mal unterstützt hat und vor sechs Jahren ein verfassungswidriger Zustand vom Verwaltungsgericht festgestellt wurde. Diese Vorgeschichte würde auch nach einem raschen Entscheid rufen, aber da kann man ja keine Lorbeeren ernten, da geht es ja nur um ein paar Aerzte und nicht um den Nationalstolz.

Ich habe zunehmend Mühe Vertrauen in unsere Verwaltung und die Gerichtbarkeit zu finden. Daher befürchte ich leider auch, dass die Einsprachen gegen die liberale Verordnung von Frau Diener geschützt werden und wir wieder vor einem Scherbenhaufen stehen. Machen Sie sich also darauf gefasst, dass wir noch dieses Jahr Unterschriften für eine Initiative zur freien Abgabe von Medikamenten sammeln werden.

Wir warten alle auf den elektronischen Datenaustausch...

Unsere Abrechnungen liegen in grossen Zahl in elektronischer Form bei den Trustcentern vor, die Versicherungen müssten sie dort nur abholen. Entgegen allen Ankündigungen vor der Tarmedeinführung bleiben sie aber dort liegen und die KK weigern sich bisher, diesen Kanal anzuerkennen.

Lesen Sie im Anhang die Einschätzung von Urs Stoffel zu diesem Thema. Hier sei nur sein Kernsatz zitiert: "Standespolitisch ist es wichtig, dass die Mitglieder der AGZ verstehen, dass es eine Möglichkeit gibt den elektronischen Datenaustausch VERTRAGSKONFORM und DATENSCHUTZKONFORM umzusetzen und gleichzeitig die Basis für die eigene Datenparität zu sichern. Diese Lösung heisst ganz klar TRUSTCENTER."

In letzter Zeit scheint sich die Front der Versicherer etwas aufzuweichen. Erste Verhandlungen zwischen Versicherungen und Trustcentern stehen mit Vereinbarung einer finanziellen Abgeltung vor dem Abschluss. Die Zeit arbeitet für uns. Lassen Sie sich nicht zu einer elektronischen Datenübermittlung ausserhalb der ärztlichen Trustcenter überreden! Nur gemeinsam sind wir stark!

Die Arztpraxis - eine Einzelfirma oder eine AG?

Findige Vermögensverwalter haben die Frage der Rechtsform von Arztpraxen aufgeworfen. Die Arztpraxis in Form einer juristischen Person (zB. als Aktiengesellschaft) soll steuerlich günstiger sein. In einigen Kantonen gibt es zudem die Möglichkeit schon, die Arztpraxis als AG zu führen.

Die AGZ hat im letzten blauen Heft die Frage betreffend Rechtsform aufgeworfen und über die zu erwertenden Probleme informiert (Die übrigens von den Kantonen, die schon umgestellt haben noch kaum zur Kenntnis genommen worden sind). Namentlich stellen sich Fragen der Haftpflicht bei Konkurs, zur Aufbewahrungspflicht der Krankengeschichte nach Firmenschliessung ect.

Diese Fragen sind sicherlich lösbar und helfen nicht bei der Beantwortung der Kernfrage: Soll es in Zukunft möglich sein, dass Migros, Galenica oder ausländische Investoren in den Bereich der Grundversicherung vorstossen? Bisher wurde gerade durch die restriktive Rechtsform der Aufbau von grossen anonymen Gesundheitszentren zumindest behindert (HMOs laufen als Institute). Wir müssen uns bewusst sein, dass ein Wechsel zur juristischen Form nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Wenn einmal der Damm gebrochen ist, könnte eine unüberschaubare Welle auf uns zukommen.

Ich bin der Meinung, dass wir im Moment wirklich genug Probleme zu bewältigen haben und nicht noch neue Problemfelder selber anreissen müssen. Beschäftigen wir uns also mit Tarmed, Kontrahierungszwang, DMA, Zulassungsstopp, Trustcentern, Netzwerken etc. ect. Wer will wohl neben alle dem noch eine AG gründen? Zu viele Hunde sind des Hasen Tod, wie ein altes Jägerwort sagt.

Redaktion der 38. Ausgabe

Dr. med. Andreas Girr

Allgemeine Medizin FMH

Waldstr. 18

8132 Egg (ZH)

Tel: 01/984 01 11

Fax: 01/984 27 51

Email:andreas.girr@hin.ch

Puurehusgruppe: Otto Frei, Andreas Girr, Martin Jost, Josef Widler

Informationen: Urs Stoffel, Jürg Schwegler, Walter Grete

Claudia Brenn, Werner Schneiter

Motto des Tages:

Weniger ist mehr