Puurehuusgruppe   Info-Bulletin 39

 

 

 

 

Jetzt reicht’s!

 

Das Urteil aus Lausanne, hat das Fass fast zum  Überlaufen gebracht. Nachdem der Frust im letzen Jahr rappenweise aufgebaut worden ist, oder eben der Taxpunkt fast monatlich gesunken ist, stellt sich offenbar auch das Bundesgericht noch gegen Stimmvolk und Ärzte. Hüben und drüben klagen alle über unsere Funktionäre, die uns soviel Geld kosten, nichts oder eben alles falsch machen. Wir müssen immer mehr Verbandbeiträge bezahlen, zu viel arbeiten, unnötigen Schreibkram erledigen, uns von den Kassen schikanieren lassen und verdienen immer weniger. Die Patienten werden auch immer anspruchsvoller. Wir konnten sogar in einer Studie zeigen, dass man mit uns Mitleid haben muss. Wir, eine Spezies, die offenbar nicht in der Lage ist, sich den Gegebenheiten des modernen Geschäftslebens anzupassen, respektive sich in einem rasch ändernden Umfeld zu behaupten.

 

Genug der Wundenleckerei! Wie gewohnt wollen wir die Anamnese ausführlich erheben, den Status aufnehmen, die Differenzialdiagnosen auflisten und uns über die möglichen Therapien Gedanken machen. Vielleicht lohnt es sich auch, in bestimmten Fällen den weiteren Verlauf aufmerksam zu beobachten, um dann zum optimalen Zeitpunkt die effektivste, nebenwirkungsärmste Therapie durchzuführen.

 

Textfeld: Nicht die Ärzte haben vor Bundesgericht verloren, sondern die Regierung. Die Patienten und Ärzte in Zürich und Winterthur bezahlen einfach die Zeche dafür.

 

 

 

 

 

 

 

DMA:

 

 

Zugegeben, das Urteil aus Lausanne hat mich auch geärgert, aber wenn ich mir die Sache als kleiner Allgemeinmediziner nochmals vor Augen führe, komme ich zum gleichen Schluss wie das Bundesgericht. Es besteht im Kanton Zürich ein Gesetz, das es den Ärzten in Winterthur und Zürich verbietet, Medikamente abzugeben. Das Verwaltungsgericht bemängelt das Gesetz, kann es aber nicht ausser Kraft setzen. Regierung und Parlament versuchen also ein neues Gesetz zu schaffen, das wiederum eine liberale Medikamentenabgabe verhindern soll. Zwei Mal erhalten Parlament und Regierung vom Volk eine Abfuhr. Ergo das alte, verfassungswidrige Gesetz ist weiterhin vorhanden. Die Regierung hat keine Lust mehr ein neues Gesetz zu erlassen, - Frau RR Diener war offenbar von Anfang an gegen jegliche Liberalisierung - und erliess deshalb die jetzt zurückgewiesene Verordnung. Es gibt nun zwei Möglichkeiten, warum die Regierung diesen Weg gewählt hat.

 

Variante 1:

 

Man war sich im Departement Diener voll bewusst, dass die Verordnung nicht rechtens war. Man wusste auch, dass die Apotheker dagegen vorgehen würden. Auf diesem Weg konnte man den Status quo für mindestens weitere drei bis vier Jahre erhalten. Diese Überlegungen werden dadurch gestützt, dass nach dem Verwaltungsgerichtsentscheid die Gesuche um SD absichtlich nur sehr bedächtig behandelt wurden. Die Behandlung eines Gesuches bestand nämlich nur darin, in der Datenbank zu überprüfen, ob der Gesuchsteller im Kanton Zürich im Besitz einer gültigen Bewilligung zur Praxisführung war. Wenn dieser Vorgang länger als zwei Minuten dauerte, wäre eine Reorganisation der Verwaltung angesagt. Also man wollte einfach nicht.

 

Variante 2:

 

Frau Diener wollte das Thema vom Tisch haben, und keiner in der Verwaltung merkte, dass es mit einer Verordnung nicht zumachen war.

 

Wir werden also abwarten, was die Richter bewogen hat, der Verordnung Diener eine Abfuhr zu erteilen. Der AGZ möchte ich raten, in der Zwischenzeit die Initiative aus der Schublade zu holen und sich für die nächste Runde zu rüsten. Wir wollen nicht noch einmal vergebens an die Urne!

 

 

 

Wenn uns nicht gerade die CSS denunziert, hauen wir uns mit einer zweifelhaften Studie selber in die Pfanne!

 

Die Studie, die in der Sonntagszeitung zitiert wird, liegt mir zwar nicht vor (http://www.sonntagszeitung.ch/dyn/news/nachrichten/480200.html), trotzdem erlaube ich mir einige Bemerkungen dazu. Als erstes stellt sich die Frage, was man wem zeigen wollte und warum. Wollte man zeigen, dass die Hausärzte kränker sind als die übrige Bevölkerung. Wollte man damit zeigen, dass wir es eben nicht im Griff haben? Wollte man damit erreichen, dass man uns hilft? Wollte man damit erreichen, dass sich keine jungen Kolleginnen und Kollegen zu Hausärzten ausbilden lassen? Wenn wir so weiter kommunizieren, haben wir das bald erreicht! Am besten würde man den Beruf des Hausarztes ja sowieso verbieten, er macht ja doch nur krank. Da wäre wohl ein 42 Stunden-Job im Spital das Richtige.

Als nächstes muss man sich aber auch die Frage stellen, wen man mit wem vergleicht. Es ist nicht zulässig, den Vergleich mit der Normalbevölkerung zu machen, sondern es muss ein vergleichbares Kollektiv gewählt werden, wie zum Beispiel selbständige Juristen, Kadermitarbeiter, KMU mit ähnlicher Belastung und Honorierung. Die in der Studie beschriebenen Probleme finden sich nämlich in diesen Berufsgruppen in ähnlicher Ausprägung wie bei den Medizinern.

 

Die aufgezeigten Resultate zeigen aber doch ernstzunehmende Probleme auf. Den betroffenen Kollegen kann man das raten, was sie ihren Patienten jeweils raten: „Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und / oder mit einem guten Freund darüber“.

 

Wir Ärzte als Berufsgruppe sind gehalten selber günstige Voraussetzungen für befriedigendes Arbeiten zu schaffen. Wehklagen allein ist kontraproduktiv. Es hält zudem junge Kollegen davon ab, in Zukunft Hausarztmedizin zu betreiben. Das Ansehen unseres Standes ist zurzeit nicht so gut wie es einmal war. Wir Ärzte werden in der Öffentlichkeit vor allem negativ wahr genommen:

 

                  -  Ärzte zu teuer - Taxpunkt muss wieder gesenkt werden!

                  -  Ärzte verlieren gegen Apotheker vor Bundesgericht.

                  -  CSS honoriert die Hilfe ihrer Patienten gegen die betrügerischen Ärzte.

                  -  Ausgelastete Landpraxen verwaisen. Junge Ärzte wollen nicht mehr soviel arbeiten.

 

Wo sind die positiven Meldungen wie etwa:

 

                  -  Stadt Zürich: Dank Notfalldienst unserer Hausärzte täglich 15 Spital­einlieferungen verhindert.

                  -  Hausarzt-Tage an der Universität Zürich ein Aufsteller – die Studenten waren durchwegs begeistert.

                  -  TV-Spot: „Sind Sie Apotheker? – Nein, Arzt in freier Praxis!“

                  -  Grippewelle dank Prävention und kostengünstigen Hausbesuchen auch dieses Jahr im Griff!

                  -  Der dreitägige Kurs „Effizientes Praxismanagement“ der AGZ musste dieses Jahr bereits zum dritten Mal wiederholt werden. Die Teilnehmer waren durchwegs begeistert.

                  -  Die Vortragsreihe der Ärzte im Kreis XY wird nächstes Jahr wiederholt. „Nächstes Jahr werden wir dafür sorgen, dass alle interessierten im Saal Platz finden werden“!

 

 

 

Wie weiter?

 

Erbringen Sie Ihren Job am Patienten weiterhin zu 100 Prozent.

Bekämpfen Sie nicht die Probleme, sondern lösen Sie sie.

Schliessen Sie sich mit Ihren Kolleginnen und Kollegen zusammen.

Berichten Sie zusammen mit Ihren Kolleginnen und Kollegen in Ihrem Quartier, Ihrem Dorf über Ihre wertvolle Arbeit.

Beklagen Sie nicht dauernd Ihr Schicksal, davon wird es nicht besser.

Ermuntern Sie Ihre PatientInnen, Ihre Rechnungen genauer zu kontrollieren und allfällige Fehler mit Ihnen oder Ihrer MPA zu bereinigen. Äussern Sie sich nicht zur CSS Aktion.

Bereiten Sie sich auf die nächsten Aktionen der AGZ vor, die ja hoffentlich bald gestartet werden.

 

Wir Puurehüsler beobachten das Geschehen weiter (DMA, Kontrahierungszwang, Taxpunktreduktionen, Dignitätsknatsch etc.) und halten uns bereit, die AGZ und FMH nötigenfalls an ihre Aufgaben zu erinnern, sie aber gegebenen falls auch in ihrem Streben zu unterstützen, unsere Interessen und die Interessen unserer Patienten zu wahren.

 

 

 

Redaktion der 39. Ausgabe

 

 

Dr. med. Josef Widler

Allgemeine Medizin FMH

Bristenstrasse 16

8048 Zürich

 

Tel::  01 432 02 50

Fax:  01 432 02 54

Email:Josef.Widler@turicia.ch

 

 

 

 

 

Puurehuusgruppe:        Otto Frei, Andreas Girr, Martin Jost, Josef Widler

Informationen:               Urs Stoffel, Jürg Schwegler

                                       Claudia Brenn, Werner Schneiter

 

 

 

Motto des Tages:

 

Tue Gutes und berichte darüber!