Puurehuusgruppe   Info-Bulletin 44

 

 

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

 

Wie treffen uns alle am 1. April ab 13h30 bis ca 15h auf dem Bundesplatz in Bern, Tenu weiss mit MPAs, Ehefrauen, Kindern und Patienten!

 

Inzwischen dürfte allen die Aerztedemo am 1.4.06 zu Ohren gekommen sein. Die SGAM hat als erste das getan, wovon alle sprechen: sie hat die Faust aus dem Sack genommen und ergreift die politische Initiative. Sehr geschickt hat sie ein Thema gewählt, wogegen keine Opposition zu erwarten ist , das aber immer mehr mit Füssen getreten wird: die Grundversorgung. Der 1. April ist ein besonderes Datum und könnte als Initialzündung für ein neues Aerztebild furore machen. Könnte...!

 

Dass wir nicht zum 1. Aprilgespött werden hängt nun an jedem von uns selber. Die Lunte ist gezündet, wir haben gar keine andere Wahl als mitzumachen, sonst schaden wir unseren Interessen auf Jahre hinaus! Es ist auch ein Testlauf für weitere Aerztedemos, die zu verschiedenen Themen in der Luft liegen. Auch die Spezialisten täten gut daran, präsent zu sein! Und auch die pensionierten Kollegen sollten in dankbarer Erinnerung an die Zeit vor dem neuen KVG unterstützend anwesend sein.

 

Die offizielle Unterstützung ist meines Wissens an einem kleinen Ort: Für die FMH hat sich Jaques de Haller in einem Editorial der SÄZ zum Thema geäussert. Ob das ausreichend ist?

 

Leider lässt die Organisation durch die SGAM sehr zu wünschen übrig, obwohl offenbar professionelle Leute am Werk sein sollen. Informationen fehlen oder kommen nur tropfenweise herein. Wie sollen wir da Patienten informieren, die uns begleiten möchten, wenn wir selber nichts wissen?!

 

Res Kielholz hat nachgefragt betreffend Sonderzug: "Wie ich von Hansueli Späth erfahren habe, kostet ein Spezialzug 40'000 Franken, so dass nicht sicher ist, ob ein solcher zur Verfügung stehen wird. Das Komitee ist noch am Abklären, die SBB sei schwerfällig. GA und Halbtags würden nicht gelten und die 40 Riesen müssten im Voraus bezahlt werden.

Einladend wäre natürlich der Intercity 922 Zürich HB ab 12.00, Bern an 12.58h. Leider werden wir nicht die einzigen sein, welche auf diese geniale Idee kommen... Die bessere Alternative: 11.06 Interregio ab Zürich HB, Bern an 12.28. Dauert zwar 24 Minuten länger, dafür muss man hoffentlich nicht in den Zug hinein bugsiert werden. Und wenn man keinen Platz mehr hat, gibt es noch spätere Verbindungen. In Bern bleibt einem noch etwas Zeit fürs Sightseeing und lädele. Man soll das Nützliche ja schliesslich auch mit dem Angenehmen verbinden."

 

In Bern müssen wir eine unübersehbare Demo auf die Beine bringen. Damit es "gut" aussieht braucht es 10'000 Leute auf dem Bundesplatz (mit 5'000 Südanfluggegnern war es eher leer!) und die Farbe weiss sollte dominieren. Alles andere führt unweigerlich zum Gespött!!! Die SGAM sollte auch für Transparente und offizielle Ansprachen sorgen, wir müssen durch einen medienwirksamen Auftritt positiv auffallen!

Offizielle Vorstellungen der Organisatoren:

 

Kollege Valerius Rosinus präsentierte den Delegierten der AGZ am 30.1.06 den Stand der Vorbereitungsarbeiten für die Demonstration vom 1. April 2006. Die Organisatoren (SGAM, SGIM, FMP) haben beschlossen, eine Petition zu lancieren mit der Absicht die Bevölkerung und die Politiker aufzurütteln und zu sensibilisieren. Die Demonstration in Bern soll die Bedeutung der Hausarztmedizin aufzeigen und die folgenden Kernbotschaften übermitteln:

 

-       Die Hausärzte wehren sich gegen den ständigen Abbau der hausärztlichen Dienstleistungen.

-       Die Hausärzte wehren sich gegen die undifferenzierte Massnahme der Senkung der Labortarife.

-       Die Hausärzte wehren sich gegen die ständig zunehmenden bürokratischen Hindernisse.

-       Die Hausärzte setzten sich für die ärztliche Medikamentenabgabe ein.

-       Die Hausärzte sehen, dass die Notfalldienstversorgung bedroht ist.

-       Die Hausärzte fordern, dass genügend und gut ausgebildete Hausärzte für die Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung stehen.

 

Valerius Rosinus weist mit Nachruck darauf hin, dass an der Demonstration KEINE Diskussion über das ärztliche Einkommen, den TARMED, die Taxpunktwerte etc. geführt werden soll.

 

 

 

Politische Forderungen

 

Wir alle haben Unterschriften für die Petition am 1.4.06 gesammelt. Wenn nichts schief geht, sollten wir 100'000 erreichen. Es reicht aber nun in keiner Weise diese Unterschriften In Bern einem subalternen Beamten mit lächeln und Gruppenbild zu übergeben. Es braucht klare und knallharte Forderungen mit Initiativdrohung bei Nichterfüllung. Ob wir für eine Petition oder eine Initiative sammeln ist letztendlich nämlich egal.

 

Und Forderungen gibt es wahrlich genug. In den letzten Jahren ist viel Unsinn mit Hinweis auf Qualitätsverbesserung eingeführt worden, die die Allgemeinpraxis belasten und dem Patienten rein gar nichts bringen. Ich erwähne hier nur die Spitze des Eisberges:

 

-    MWST von 0.6% auf Medikamente: Dient wohl eher dem Stellenbudget der Steuerverwaltung als dass dies steuerlich etwas bringt und könnte abgeschafft werden.

-    Röntgenrevisionen alle Jahre. Sinnlos, dienst nur der vorzeitigen Abnutzung der Röntgenröhre und dem Einkommen der Revisionsfirmen.

-    Wöchentliche Röntgen-Testbilder: ist der Sinn gemäss EBM erwiesen?

-    Wechsel der Verstärkerfolien alle 5 Jahre egal ob gut oder nicht: Wozu machen wir alle Jahre Kontrollen, wenn wir dann doch routinemässig wechseln?

-    Ringversuche im Labor: Haben mir gezeigt, dass Bilirubin tatsächlich lichtempfindlich ist und dass Reflostäbchen auch 4 Jahre nach Verfall noch beste Resultate liefern... Sie dürfen aber trotzdem nicht mehr gebraucht werden, weil bei der Praxiskontrolle nur der Aufdruck zählt und nach Mitteilung des Kontrolleurs "der Hersteller zu informieren ist, damit er die Verfallfristen verlängert"... Ein wirklich genialer Vorschlag, aus dem Leben gegriffen...

-    Regelmässige Qualitätskontrollen im Praxislabor: ein Witz ohne Worte, dem Kollege Andreas Fritzsche im Anhang Ausdruck verleiht.

-    Streichung der QBC-Geräte (verrechnet als Haematogramm I = 12TP) per 1.1.07. Zugelassen sind nur noch Cellcounter, (Haematogramm III = 20 TP), Gerätekosten ca 14'000.- und Spezialwartung. Das QBC als einfaches Screeninggerät in der Praxis war zu billig. Ich habe ca 50 Messungen im Jahr durchgeführt, den Rest habe ich ins Labor gesandt. Wie viele Messungen ich mit dem Cellcounter machen muss um rentabel zu sein kann jeder selber ausrechnen... Vorteil: Ich kann sicher immer eine BE für das  "Präsenzlabor" verrechnen. Wenn wir das Blut ins Labor senden ist die BE ja bekanntlich gratis (übrigens immer noch im Tarmed 1.03, Gratulation an unsere Vertreter)...

-    Verfalldatenkontrollen von Händedesinfektionsmitteln und weiteren Verbrauchsmaterialien: dahinterstehende Logik: wenn es teurer wird sind ja sowieso die Aerzte schuld...

-    Temperaturkontrollen in der Praxisapotheke, die zwingen Klimageräte in den Medikamentenräumen einzurichten. Was ist wohl weniger wirksam: ein kurzzeitig zu warm gelagertes oder ein gänzlich vergessenes Medikament?

-    Früher haben wir zweimal pro Jahr einen Preisupdate vorgenommen, nun sind es zwei pro Monat. Lediglich das Chaos hat dadurch gewonnen...

 

Eine wichtige Forderung muss daher lauten: Die zur Qualitätskontrolle eingeführten Massnahmen sind entsprechend der evidence based medicine auf ihre positive Wirkung am Patienten zu überprüfen (und nicht ob irgendwelche Vorschriften besser eingehalten werden). Ergibt sich keine Verbesserung des Patienten-Outcoms sind sie wieder abzuschaffen, da sie in diesem Fall lediglich kostentreibend wirken!

 

 

 

Zum Thema Information:

 

Die Senkung des Labor-TPW habe ich aus der Presse erfahren. Die Senkung der MiGeL-Preise um 10% auf den 1.1.06 auf dem Latrinenweg, wobei ich erst letzte Woche nach mehreren Telefonen ein elektronisches Update für diese Preise ergattern konnte. Die Ausserbetriebsetzung des QBC auf den 1.1.07 weiss ich von meinem Grosslabor, offiziell habe ich nie etwas bekommen. Wozu zum Teufel haben wir eigentlich ein offizielles Bulletin des BAG? Um ständig über "das Glas zuviel, das zu reden gibt" zu lesen? Oder werden uns die wesentlichen Informationen absichtlich vorenthalten, damit wir uns nicht rechtzeitig zur Wehr setzen können?

 

Meines Erachtens wäre es Aufgabe der FMH beim BAG zu intervenieren. Alle praxisrelevanten Themen müssten rechtzeitig (dh 6 Mte voraus) publiziert werden.

 

Ebenso kann es auf kantonaler Ebene nicht sein, dass der Regierungsrat den Taxpunktwert Mitte März nicht noch nicht festgelegt hat, wenn man ihn ab 1.1. anwenden soll. Krempeln wir also prophylaktisch die Aermel hoch. Keiner von uns ist in der Lage alle Rechnungen nachträglich zu korrigieren!

 

 

 

Trustcenter versus Mediport

 

Ich habe mit Kollege Res Kielholz an der Delegiertenversammlung der AGZ am 25.9.05 den Antrag gestellt, eine Lenkungsabgabe zu Gunsten der für uns vital nötigen Trustcenter von 500.- einzuführen um die Lockvogelangebote von Mediport zu begegnen. Bereits 7 Stunden (!) nach der Information der Delegierten meldet sich ein Journalist bei Urs Stoffel und fragt, ob wir die Konkurrenz abwürgen wollen und ob dies mit dem freien Wettbewerb im Einklang stehe...

Inzwischen wurde an der DV eine Mini-Abgabe von 100.- für nicht-Trustcenter-Mitglieder beschlossen. Da Sonderabgaben gemäss unseren Statuten zweckgebunden zu verwenden sind, liegt im Moment nicht mehr drin. Wir haben aber an der letzten DV den Vorstand beauftragt, eine Statutenrevision vor zu bereiten. Das Thema ist nicht vom Tisch!

 

 

 

In eigener Sache

 

Wir sind daran eine eigene Homepage auf die Beine zu stellen. Im Hinblick auf die dritte DMA-Abstimmung eine unumgängliche Massnahme. Die Puurehüsler arbeiten alle ehrenamtlich, weshalb wir bisher unsere Unabhängigkeit wahren konnten. Nun aber wären wir sehr froh, wenn unsere Leser uns eine freiwillige Unterstützung zukommen lassen würden, die Homepage und deren Pflege ist einfach nicht gratis zu haben. Unser Konto lautet ZKB PC 80-151-4 oder Clearing 735. Konto 1135-0062.337, Puurehuus 8132 Egg.

 

 

 

Tarmed 1.03 gilt ab 1.4.2006

 

Nach Version 1.2 kommt  Version 1.03. Genauso intelligent und zwingend wie die Nummerierung sind die Aenderungen. Es betrifft mit Sicherheit jeden von uns und jeder ist mindestens einen halben Tag mit Leerlauf beschäftigt. Alte Positionen werden gelöscht neue erfunden, ohne dass eine Logik zu erkennen wäre. Wir dürfen dann die Nummern in den Abrechnungsblöcken ändern, neue Strichcodelisten erstellen etc. Ich bin geneigt zu sagen: Der Berg hat eine Maus geboren. Ich verstehe nur nicht, weshalb unsere Vertreter einen solchen Blödsinn akzeptieren. Oder wurden sie gar nicht gefragt?

http://www.tarmedsuisse.ch/154.html

 

 

 

Problem mit Bluewin als Provider

 

Diejenigen Kollegen, die bei Bluewin ihre Mailbox haben, haben im Januar unseren Info-Flash 21 nicht erhalten. Ich habe bei Bluewin interveniert, "man arbeitet am Problem" und das schon über zwei Monate. Eingebaut wurde offenbar ein neuer Spamschutz, der Massensendungen verhindert. Eine Priorität für unser Bulletin kann/will man mir nicht geben. Es bleibt mir nur die Möglichkeit alle Kollegen bei Bluewin aufzufordern mir eine alternative Mailadresse zuzustellen, anderenfalls kann ich für die Zustellung des Puurehuus nicht garantieren. Vielleicht sollten auch einige reklamieren oder kündigen...

vantive.tbw-klassifikator@swisscom.com (Customer Care)

 

 

 

PR als Dauerbrenner

 

Der Ruf nach professioneller PR wird immer lauter. Er hat dazu geführt, dass anlässlich der Delegiertenversammlung am 30.1.06 der AGZ das Thema diskutiert wurde. Ein PR-Konzept ist nun in Arbeit, über die Finanzierung wird beim Vorliegen des fertigen Projektes entschieden.

 

 

 

Mitteilung der NZZ vom 18.2.06:

 

"Für die zurückgetretene Yvonne Eugster (cvp., Männedorf) ist am Montag der 40-jährige Lorenz Schmid (cvp., Männedorf) in den Rat eingetreten. Schmid ist promovierter Pharmakologe und Inhaber sowie verantwortlicher Apotheker der Fraumünster-Apotheke in Zürich. Er ist Vizepräsident des kantonalen Apothekerverbands und dort zuständig für politische Fragen. Die Apotheker haben damit für die seit Jahren laufende Debatte um die Medikamentenabgabe in Arztpraxen nun auch einen direkten Vertreter im Parlament."

 

 

 

Redaktion der 44. Ausgabe

 

Dr. med. Andreas Girr

Allgemeine Medizin FMH

Waldstr. 18

8132 Egg (ZH)

 

Tel: 01/984 01 11

Fax: 01/984 27 51

 

Email:andreas.girr@hin.ch

 

 

 

Puurehusgruppe:        Otto Frei, Andreas Girr, Martin Jost, Martin Schneider, Josef Widler

Informationen:              Urs Stoffel, Jürg Schwegler, Walter Grete

                                      Claudia Brenn, Werner Schneiter

 

 

 

Motto des Tages:

 

 

Warten können ist eine grosse Kunst.

Nichts erwarten eine noch grössere!