Aktionsgruppe www.puure-huus.ch Bulletin Nr. 52


 

 

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

 

Nach einer bewegten Zeit der Wahlen geht es gleich weiter: Unsere Initiative steht im nächsten Jahr zur Abstimmung an und wirft bereits erste Schatten voraus. Wir haben also keine Zeit uns zurückzulehnen, sondern müssen im Gegenteil unseren Einsatz verdoppeln.

 

 

 

Nachlese zu den eidgenössischen Wahlen

 

Im Nationalrat hat es nun 3 Aerztinnen und 5 Aerzte, davon 3 Allgemeinpraktiker. Die Kollegen/innen kommen aus allen Parteien. Im Ständerat vertritt uns Felix Gutzwiller. Wünschenswert wäre eine enge Zusammenarbeit der Gewählten mit der FMH. Es ist zu hoffen, dass bei persönlichem Einsatz und entsprechendem Lobbying der Gewählten den Anliegen der Aerzteschaft endlich besser Gehör verschafft werden kann.

Leider hat kein Arzt aus dem Kanton Zürich den Sprung nach Bern geschafft. Dies hat allerdings den Vorteil, dass wir weiterhin im Kantonsrat vertreten sind und die Apotheker dort nicht alleine das Feld beherrschen können.

 

Ein Wermutstropfen ist die Wahl von Frau Diener in den Ständerat, den die SVP durch eine schlechte Personalpolitik allerdings selber verschuldet. Frau Diener ist ebenso grün und liberal wie die CSS christlich und sozial. Ich bin sicher, dass sie für den Kanton Zürich keine gute Vertretung sein wird. Die SVP wäre gut beraten im Hinblick auf die nächsten Wahlen in vier Jahren eine Kandidatin aufzubauen, die nicht polarisiert und auch von anderen Parteien wählbar ist. So könnte dann das Problem durch eine Nicht-Wiederwahl von Frau Diener gelöst werden.

 

Wie versprochen zwei pointierte Leserbriefe zur Ständeratswahl, die uns erreicht haben:

 

Sie wählen dieses Jahr Frauen, weil Frauen sachbezogenere Politik betreiben? Eine Ständerätin mit Power muss jedoch auch Mehrheiten schaffen können und eine Fraktion im Rücken wissen. Frau Diener verfügt nachweislich über beides nicht. Deshalb wählen sie für durchsetzungsfähig für Zürich: Frau Dr. Kathy Riklin oder Frau Chantal Galladé. Um die Chance zu erhöhen, dass es Eine sicher schafft, empfehle ich Erstere.

Dr. med. Andrea Degen, Geroldswil.

 

Da das geschichtliche Gedächtnis in der Regel sehr kurz ist, erlaube ich mir einige Gedanken zur Ständeratskandidatin Frau V. Diener zu machen. Es ist damit zu rechnen, dass Frau Diener im Falle einer Wahl mit grosser Wahrscheinlichkeit Einsitz in die Kommissionen für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerats (SGK-S) nehmen wird. Dies sollte m.E. auf jeden Fall verhindert werden, wenn man auf ihre Tätigkeit als Gesundheitsdirektorin des Kantons Zürich zurückblickt. In den nächsten Monaten und Jahren stehen enorm wichtige Entscheide im schweizerischen Gesundheitswesen an, die von kompetenten und v.a. unvoreingenommenen Politikern begleitet werden sollten. V.a. die Unvoreingenommenheit spreche ich der Kandidatin der Grünliberalen ab. Man erinnere sich nur an ihre Position im Rahmen der Revision des Gesundheitsgesetzes zur Medikamenten-Abgabe (Selbstdispensation)  durch die Ärzteschaft, die sie von Beginn weg hintertrieben hat, indem sie zweimalig den Volkswillen negierte, und weswegen jetzt eine 3. diesbezügliche Abstimmung ansteht. Geradezu skandalös war ihre machtpolitisch bedenkliche Ausschaltung der Wirbelsäulenchirurgie an der Privatklinik Sanitas in Kilchberg/ZH auf der Basis einer mehr als dubiosen Studie; dieser Schritt erinnerte an Staatsprotektionismus übelster Art und zeigte im Übrigen einmal mehr den Interessenskonflikt der Gesundheitsdirektion auf, die im Gesundheitsmarkt sowohl Gesetzgeberin als auch Leistungsanbieterin ist. Aufgrund dieser bedenklichen Vorgeschichte ist Frau Diener für mich unwählbar geworden, und man sollte sowohl Bundes-Bern als auch die ganze Eidgenossenschaft vor ihr verschonen.

Dr. med. Alexander Eijsten, Facharzt Urologie FMH

 

 

 

Die Abstimmung zur DMA wirft Schatten voraus

 

Das Klima zwischen der Gesundheitsdirektion und der AGZ hat sich seit dem Amtsantritt von Herr Heiniger sprunghaft verbessert. In der kurzen Zeit seit seinem Amtsantritt haben mehr Treffen zwischen Herrn Heiniger und Urs Stoffel stattgefunden als in den vier Jahren vorher mit Frau Diener. Herr Heiniger ist ein Magistrat, der zuerst hinhört und sich informiert und erst dann entscheidet. Es ist ihm gelungen, in kurzer Zeit eine ausserordentliche Sachkompetenz zu erlangen.

 

Ein Rechtsgutachten der Gesundheitsdirektion gelangte bereits im Juni 2007 zum Schluss, dass unsere Initiative rechtsgültig ist. Konsequent und erfreulich ist die Mitteilung der Gesundheitsdirektion, dass unserer Initiative zwar ein Gegenvorschlag gegenüber gestellt wird, dass dieser inhaltlich aber identisch mit der Initiative ist und lediglich die Form angepasst wurde. Initiative und Gegenvorschlag haben bereits den Gesamtregierungsrat durchlaufen und gehen nun in den Kantonsrat. Die Abstimmung wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2008 erfolgen.

 

Sollen wir allenfalls die Initiative zurückziehen, wenn doch der Gegenvorschlag unserem Anliegen entspricht? Nein nur das nicht! Dann wird der Gegenvorschlag zu einem normalen Gesetzesvorschlag, gegen das das Referendum ergriffen werden kann, was die Apotheker mit Sicherheit tun würden. Wir müssen somit Initiative und Gegenvorschlag zur Abstimmung bringen. Psychologisch ist das sicher auch nicht schlecht. Aus einem Ja-Nein, wird ein Ja-Ja-Nein, eventuell auch ein Nein-Ja-Nein!

 

Dass die Apotheker schon jetzt nervös werden, ist am Artikel ihres Hausjuristen Prof. Dr. iur Tomas Poledna in der NZZ zu sehen. Inzwischen haben wir durch Prof. Dr. iur Thomas Fleiner, der Präsident der Expertenkommission war, die das neue Medizinalberufegesetz ausarbeitete, in einem Gegenartikel Schützenhilfe erhalten. Wir müssen aber realistisch sein: Wenn unsere Initiative oder der Gegenvorschlag angenommen wird, werden die Apotheker wieder die Gerichte bemühen, und das Volk bezahlt abermals die Zeche…

 

 

 

Aenderungen im Tarifwesen per 1.1.08

 

Am 1.1.08 sinkt der KVG-Taxpunkt im Kt Zürich auf 89 Rappen. Gleichzeitig wird die Tarmed-Revision 1.05 in Kraft treten. Bei dieser Revision wird insbesondere der Abschnitt 30 (Röntgen) völlig umgestaltet und neu zu Abschnitt 39. Die für Allgemeinpraktiker relevanten Aenderungen finden Sie im Ueberblick unter anderem auf http://www.arzttarif.ch/NAVI/SUPERFRAME.asp.

 

Damit es uns über die Festtage nicht langweilig wird und wir den Anbietern unserer Praxissoftware weiterhin mit Freude den Servicevertrag bezahlen, dürfen wir einen Software-Update vornehmen, uns mit den neuen Positionen vertraut machen und diese in unsere persönliche Positionsliste übernehmen. Dies wie immer im letzten Moment vor dem Inkrafttreten und selbstverständlich kostenneutral. Prosit Neujahr!

 

 

 

Verlängerung des Zulassungsstopps um zwei Jahre

 

Während der Aerztekammersitzung am 6.12.07 erfahren wir, dass der Ständerat als Erstrat einer Verlängerung der Zulassungsstopps um zwei Jahre zugestimmt hat. Die Vertreter des Kt Zürich Hr. Gutzwiller und Frau Diener haben dagegen gestimmt. Noch während der Sitzung verabschieden wir auf Antrag des VSAO ein Memorandum, das ein Referendum bei Annahme durch den Nationalrat nicht ausschliesst.

 

Ein Vertreter des Kt Bern bringt einen Vorschlag ein, Anfang Februar einen "Praxisstopptag" durchzuführen. Nach eingehender Diskussion wird der Antrag dahingehend abgeändert, als der Zentralvorstand beauftragt wird, in geeigneter Art noch vor der Abstimmung im Nationalrat im März 08 eine Aktion durchzuführen. Diese Aktion wird die Solidarität aller benötigen! Wenn wir den Zentralvorstand nicht kompromisslos unterstützen, wir es mit Sicherheit auch für andere brisante politische Fragen keine weitere ähnliche Aktion mehr geben!

 

 

 

Kostenentwicklung gemäss Santésuisse

 

Klick auf die Grafik vergrössert sie!

 

 

Entscheidend an der obigen Grafik ist nicht so sehr der rote Balken, als vielmehr die blaue Linie. Sie berücksichtigt das Kostenvolumen, das sich entsprechend dem roten Balken verändert hat. Klar herausstechend ist die Erhöhung der Kosten in den Spitälern, sowohl im stationären wie im ambulanten Bereich. Der ambulante Bereich nimmt ständig zu, einerseits durch mehr ambulante Eingriffe und immer mehr Kontrollen, andererseits durch eine markante Zunahme der Patienten auf der Notfallstation.

 

Dass die Notfallbehandlung im Spital nicht kostengünstig ist, dürfte bekannt sein. Die "zur Sicherheit" noch gemachten Untersuchungen sind aber offenbar sehr populär und attraktiv, weshalb immer mehr Patienten auch wegen Kleinigkeiten direkt eine Notfallstation aufsuchen. Politisch müsste dieser Entwicklung dringend entgegengewirkt werden. Zum Beispiel durch einen erhöhten Selbstbehalt bei Direktaufsuchung einer Notfallstation.

 

Allerdings müssen wir uns auch selber an der Nase nehmen: Die hausgemachten Probleme mit sinkender Akzeptanz Notfalldienst zu leisten, treibt die Patienten zusätzlich in die Spitäler. Natürlich hängt dies vor allem mit den völlig ungenügenden Tarifen zusammen. Einmal verlorenes Terrain lässt sich aber später kaum mehr zurück erobern!

 

 

 

MWST im Gesundheitswesen – oder wollen wir noch mehr Administration?

 

Finanzminister Merz will eine "Vereinfachung“ der MWST durch Abschaffung von Ausnahmen. Gemäss seinem Vorschlag soll auch das Gesundheitswesen der MWST unterstellt werden. Was bedeutet das konkret?

1. Es gibt riesige Finanzverschiebungen im Gesundheitswesen. Ob und wie stark eine Anpassung des Taxpunktwertes erfolgen würde wage ich nicht zu prophezeien…

2. Es braucht Uebergangsbestimmungen zur sozialen Abfederung (wie war das doch mit der "Vereinfachung"?)

3. Es braucht "ein paar" neue Beamte in der Mehrwertsteuerabteilung, damit auch das Gesundheitswesen kontrolliert werden kann.

4. Für uns entsteht administrativer Mehraufwand (wie wenn wir nicht schon genug Papier zum Bearbeiten hätten).

5. Wir werden regelmässig Besuch erhalten von Revisoren des Finanzdepartements, die wie die Kontrolleure der Heilmittelkontrolle oder des Strahlenschutzes unser staatspolitisch konformes Verhalten kontrollieren. Wir haben natürlich Freude an weiteren, möglichst unangemeldeten Visiten und empfangen Staatsgesandte immer gerne.

 

Wir sind gut beraten, wenn wir bereits jetzt politisch auf die Bremse stehen. Die Tagespolitik obliegt in der FMH neu der Delegiertenversammlung, also jenen 33 Vertretern, die sich allmonatlich zu einer Sitzung treffen. Haben sie das immanente Problem schon bemerkt und was tun sie dagegen? Ich habe an der FMH-Aerztekammer vom 6.12.07 auf das Problem hingewiesen, Jacques de Haller hat versprochen im gelben Heft über den Stand der Dinge zu informieren.

 

Eigenartig ist für mich vor allem, dass die Bauern weiterhin von der MWST ausgenommen bleiben sollen. Wo liegt da die Logik, oder haben sie einfach eine bessere Lobby?

 

 

 

Die Apotheker sind an unseren Bulletins interessiert…

 

Immer nach dem Versand unserer Emails wird unsere Homepage von einigen hundert Kollegen besucht. Elektronik sei Dank wissen wir, dass wir eine schweigende Mehrheit mit Informationen versorgen, die auch gelesen werden. Wir wissen auch, dass einige Apotheker Interesse an unseren Mitteilungen haben.

 

In Sachen DMA nehme ich nicht an, dass wir das Heu mit den Apothekern auf der gleichen Bühne haben, daher wohl ihre Besuche. Vielleicht gibt es aber im Sachen MWST gemeinsame Interessen, die ein Zusammengehen sinnvoll machen würden?

 

 

 

Zur Werbung der Krankenkassen

 

An die grossen Werbeplakate der Krankenkassen haben wir uns schon bald gewöhnt. Die Aerzte sollen sparen, damit die KK die Werbung finanzieren können – das scheint die Logik zu sein. Die KK Sanitas geht nun noch einen Schritt weiter und missbraucht die Aerzte aus "Aussendienstmitarbeiter“. Die Annahme von Geschenken durch Pharmafirmen ist verboten. Bei Krankenkassen ist das natürlich ganz anders, da haben wir ja keine persönlichen Interessen… Zudem bezahlt das Geschenk ja nicht eine Pharmafirma (Privatwirtschaft), sondern lediglich die Krankenkasse (also der Prämienzahler). Die Situation wird immer perverser und sollte endlich politisch geregelt werden!

 

 

 

Redaktion der 52. Ausgabe

 

 

Dr. med. Andreas Girr

Allgemeine Medizin FMH

Waldstr. 18

8132 Egg (ZH)

 

Tel.   044 984 01 11

Fax   044 984 27 51

 

Email andreas.girr@puure-huus.ch

 

 

 

 

Puure-Huus Gruppe: Otto Frei, Andreas Girr, Martin Jost, Martin Schneider, Josef Widler

 

 

 

 

Motto des Tages:

 

Nichts in der Welt ist stärker als eine Idee,

für die die Zeit gekommen ist.

 

Victor Hugo