Aktionsgruppe
"Puurehuus" Info-Flash Nr. 22
Liebe Kollegen,
Am 1.4. demonstrieren
mindestens 10'000 Leute auf dem Bundesplatz gegen die Schwächung der
Hausarztmedizin. 300'000 Unterschriften unter einer Petition werden übergeben.
Dass sich Herr Couchepin darum futiert wundert mich nicht, doch auch das BfU
hat die (neuen) Zeichen der Zeit nicht erkannt.
In den Nachrichten von heute Abend
wird eine Studie vorgestellt, wonach die Senioren weniger tödliche Unfälle
verursachen als die jüngeren Automobilisten. Lediglich mehr Blechschäden gehen
auf ihr Konto. Und was ist die Schlussfolgerung des BfU? Die
Gesundheitskontrollen sollen früher beginnen und der Hausarzt soll die
Untersuchung nicht mehr durchführen dürfen, dafür brauche es spezielle
"Verkehrsmediziner".
Was ist
die Folge dieser Forderung? Der Hausarzt wird geschwächt. Es entstehen
zusätzliche Schnittstellen zwischen Hausarzt und Verkehrsmediziner, wodurch der
Untersuchungsaufwand und die Kosten steigen, der Nutzen für den Patienten aber
abnimmt. Wir kennen diese sinnlose Uebung schon von den Berufschauffeuren,
welche nun zu einem "Vertrauensarzt" des Strassenverkehrsamtes gehen
müssen, wenn sie älter als 50 sind. Der Schildbürgerstreich mit dem Sehtest bei
den Optikern und Augenärzten musste bekanntlich wegen Kapazitätsengpässen
wieder aufgehoben werden. Was wäre wohl bei den Senioren zu erwarten?
Ich habe eine
Patientin vor über einem Jahr beim ersten Verkehrscheck dem Strassenverkehrsamt
gemeldet, weil sie 3 Tbl Lexotanil 3mg und 3 Tbl Tramal ret 100mg täglich seit
Jahren einnahm. Die Folge ist verheerend: Nach einem Jahr ist der Fall immer
noch nicht abgeschlossen. Es hat die Patientin schon über 1'000.- Fr gekostet.
Neben mehreren Abklärungen und Untersuchungen im GMI muss sie nun Fahrstunden
belegen, eine eigentliche Prüfungsfahrt hat aber nicht stattgefunden. Der
Führerschein hat sie allerdings immer noch... Ich habe ihr geraten, den
Kassensturz zu informieren.
Vor einigen
Tagen habe ich einen älteren Herrn mit beginnender Demenz davon überzeugt, dass
er wohl besser freiwillig den Fahrausweis abgibt. Was würde wohl ein
Verkehrsmediziner ohne Hintergrundinformationen bei jemandem tun, dessen Demenz
noch nicht klar erkennbar ist? Warum ist auf dem Formular für den freiwilligen
Verzicht auf den Führerschein nicht auch ein Kästchen vorhanden "auf
Anraten des Hausarztes den Führerschein freiwillig abgegeben"?!
Was müsste
wirklich getan werden? Die hausärztliche Untersuchung könnte allenfalls
routinemässig durch einen Test im Fahrsimulator ergänzt werden, sofern man das
mit Blick auf die Unfallstatistik überhaupt tun will. Reaktionsprobleme können
nämlich auch vom Verkehrsmediziner nur so gefunden werden.
Ich
fordere die FMH und die kantonalen Aerztegesellschaften auf, nach den 1.4.06
nun Taten folgen zu lassen. Es braucht eine sofortige massive Intervention bei
den zuständigen Stellen, parallel zu einer entsprechenden Pressekampagne bis
hin zur Initiativdrohung. Unsere Vertreter können nun zeigen, dass ihre
Aussagen am 1.4.06 nicht blosse Lippenbekenntnisse waren.
Dr. med.
Andreas Girr
Recht hast Du! Mein
Vater sollte wegen einer schweren On-Off Parkinson Erkrankung nicht mehr
autofahren auf Anraten des Hausarztes, des Neurologen und von mir.
Was hat das
Strassenverkehrsamt entschieden? Nach einer Probefahrt zu einer für ihn guten
Zeit entschieden der Prüfer und der mitfahrende Verkehrsmediziner, er fahre gut
und dürfe sein Billet behalten !!!
Die
Verkehrsmediziner sind ein feiger Haufen, wehe, wenn diese das Sagen haben
werden. Sogar bei den Blinden und Tauben sind sie erstaunlich grosszügig,
offenbar ist das Autofahren ein unveräusserliches Recht und geht der Sicherheit
vor.
Dr. med. Stephan Meyer
FMH allgemeine Medizin
Badenerstr. 681
8048 Zürich
Danke für Deine sehr klare und richtige
Stellungnahme. Ich war 9 Jahre lang Bezirksarzt-Adjunkt und musste die
Busschauffeure untersuchen. Nachdem ich das Amt abgegeben hatte, durfte
ich dieselben Prüfungen nicht mehr durchführen, weil ich nun dafür nicht
mehr qualifiziert bin!!!
FMH allgemeine Medizin
Rosengartenstr. 5
8805 Richterswil
Kopie an:
- Dr. med. J. de Haller, Präsident FMH, Postfach 293, 3000 Bern 10
- Dr. med. HU. Späth, Präsident SGAM, Höflistr. 42, 8135 Langnau a/A
- Dr. med. U. Stoffel, Präsident AGZ, Seestr. 49, 8002 Zürich
- SÄZ EMH AG, Redaktion,
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