Kategorien
Bulletin

Bulletin Nr. 69

Einheitskasse: Segen oder das Gegenteil für die Prämienzahlenden?
Das Doktorhaus in Wallisellen voller Doktoren.

 Die Initiative zur Einrichtung einer Einheitskrankenkasse wird von der Ärzteschaft kritisch beurteilt, stösst aber in der Bevölkerung zurzeit auf nicht wenig Sympathie. Diese ärgert sich über die Werbung der Krankenkassen und die angeblich hohen Einkommen der Krankenkassenmanager.  

Das Problem hoher und steigender Prämien wird damit aber keineswegs gelöst, weil die Verwaltungen von Schweizerischen Krankenkassen nur 5% der Prämien kosten. Von jedem Prämienfranken fliessen 95 Rappen in medizinische Leistungen.  

Wie Urs Stoffel Präsident der Zürcher Ärztegesellschaft darlegte, werden steigende Prämien, neben vielen anderen Gründen, verursacht durch die Demographie – wir alle werden älter und im Alter kränker – durch Mehrfacherkrankungen und durch den medizinischen Fortschritt insb. wegen präziser Verfahren der Diagnose, neuer Apparaturen und Medikamente. Alles Entwicklungen, die wir weder als Patienten noch als deren Angehörige missen möchten. Schliesslich zahlen wir, so die gängige Auffassung, ein Leben lang Prämien und haben im Krankheitsfall Anrecht auf die bestmögliche Therapie.

Auf Einladung einer Gruppe von Hausärzten, haben sich am 22. Oktober gegen 100 Ärztinnen, Ärzte und gesundheitspolitisch Interessierte im Saal des Doktorhauses versammelt. Sie wollten erleben, wie Frau Nationalrätin Jacqueline Fehr, als überzeugte Befürworterin einer Einheitskasse und Walter Grete, ehemaliger Präsident der Zürcher Ärztegesellschaft, als ebensolcher Gegner, die Klingen kreuzen, höchst gesittet und ohne Verletzungen. Willy Oggier, Gesundheitsökonom, hat die beiden mit provokanten Fragen und Statements herausgefordert. Die Meinung des Publikums war deutlich gegen eine Einheitskasse. Sie koste mehr statt weniger und riskiere, dass das Beste aller Gesundheitssysteme beschädigt werde, dass die Bürokraten noch mehr Einfluss nehmen würden. Und dass die Leistungen der Kassen und eine effiziente finanzielle Abwicklung gefährdet seien, weil die Konkurrenz nicht mehr funktioniere.

Dass Frau Fehr, sozusagen in der Höhle der Löwen, ihre Positionen kämpferisch, geistreich, mit Witz, Charme und besten Dossierkenntnissen vertreten hat, ist ihr hoch anzurechnen.

Die Ärzteschaft und die Krankenkassen – so eine der Schlussfolgerungen – müssen noch viel Überzeugungsarbeit leisten, damit das Damoklesschwert der Einheitskasse nicht auf eine unzureichend informierte Bevölkerung hinunterfällt. Sie hat mit ihrem Nein zur „managed care“ Vorlage schon einmal mit Verstand und Vernunft klug entschieden.  

                                                                                                           Werner Schneiter